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Einige Bürger fragten kürzlich Wilhelm Dröscher: "Sehen
Sie diese Wahlen als einen weiteren Test für die kommenden
Bundestagswahlen im nächsten Jahr an?"
Dröscher beziehungsvoll: "Das kommt ganz darauf an, wie sie
ausfallen."
Dröscher fragte bei einem Besuch in Brüssel
vor einigen Wochen seinen Freund Sicco Mansholt. der jahrelang der
Europäischen Kommission vorstand: "Wie viele Menschen
arbeiten wohl zur Zeit in der Kommission?" Als Mansholt noch
angestrengt nachdachte, gab sich „Lemm" selbst die Antwort:
"Ungefähr die Hälfte."
Dröscher kommt spätabends aus einer Sitzung
des Europa-Parlaments, steigt in seinen Wagen und jagt nach
Koblenz, wo er noch auf einer Parteitagung das Wort ergreifen
muss. Unterwegs landet sein Auto beim Ausweichen vor einem
schweren Traktor im Straßengraben. Leichenblass und aufgeregt
steigt der Traktorfahrer ab und eilt auf Dröscher zu, der aus dem
verbeulten Wagen herauskommt.
"Ist was passiert?" fragt der Mann verdattert.
"Nein, aber können Sie mir sagen, wo ich einen Mietwagen
bekomme", fragt "Lemm" seelenruhig.
Ein Kritiker warf Dröscher während einer
Diskussionsrunde in der Pfalz vor, wer heute von Stabilität rede,
der könne morgen wieder gezwungen sein, wenn es die
wirtschaftliche Lage erfordere, von Konsumankurbelung zu sprechen.
Kontert "Lemm": "Daraus einen Vorwurf zu machen,
ist doch unlogisch, verehrter Freund, so, als ob man aufhören
sollte, Enthaltsamkeit zu predigen, weil dadurch erst jemand auf
den Gedanken des Lasters kommen könnte."
In der SPD Rheinland-Pfalz prallten - wie
woanders auch - bei einer innerparteilichen Streitfrage die
Meinungen hart aufeinander. Dröscher hörte geduldig zu, bevor er
einen salomonischen Kompromiss vorschlug, den alle annahmen. Nach
der Sitzung meinte er nachdenklich: "Ein Kompromiss kann eine
gute Sache sein, aber ich komme mir immer dabei vor wie ein
Konditor, der eine Torte so aufzuteilen hat, dass jeder glaubt, er
hätte das größte Stück bekommen."
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