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"Auch klägliche Versuche, mich durch Verschweigen von
Fakten in eine anrüchige politische Ecke zu stellen, werden durch
nimmermüde Wiederholung nicht überzeugender ... Die Zukunft
unseres Landes wird nur gedeihlich verlaufen, wenn die politischen
Parteien eins erkennen und wenn sie und auch ihre Abgeordneten
-sich daran halten: dass wir in einem Boot sitzen, in dem man sich
zwar um das Steuerruder streiten darf, gleichzeitig aber aufpassen
muss, dass das Boot bei diesem Streit nicht umkippt und wir schließlich
alle ertrinken." (Wilhelm Dröscher in einem Brief an den
CDU-Abgeordneten Elmar Pieroth am 24. 5. 1974.)
Es gab immer wieder klägliche Versuche,
Wilhelm Dröscher in die Ecke des Kommunismus zu drängen,
meistens in Zeiten des Wahlkampfes. Doch es blieb bei nutzlosem
Geschwätz. Als Dröscher nach dem Krieg 1945 nach Kirn entlassen
worden war und in der Folgezeit die Haltung der französischen
Besatzungsmacht besonders gegenüber den ehemaligen Soldaten und
Offizieren erlebte, mussten auch bei ihm Empörung und Unverständnis
die Reaktion sein. Eine Reaktion, die er mit Unzähligen in dieser
Zeit teilte. Von der Besatzungsmacht - so schien es - war kaum ein
vernünftiger demokratischer Neuanfang zu erwarten. Das Verhältnis
Sieger-Bevölkerung konnte kaum schlechter sein. Alles dies
brachte Dröscher und andere junge Offiziere auf den Gedanken,
dass man einen deutschen Weg in die soziale, demokratische Zukunft
suchen müsse. Die Kommunisten offerierten ihn.
Dröscher über diese Zeit selbst: "Die Amerikaner und Engländer
hatten uns schon mit ihrer "Umerziehung" und der
Ablehnung jeder "Verbrüderung" verärgert, doch die
Franzosen - als arme Besatzungsmacht - probten dazu noch häufig
die Korruption. Ich war bereits einige Monate Amtsbürgermeister
des Amtes Kirn-Land, als ich mich im Sommer 1946 aus einer verständlichen
Protesthaltung heraus der kleinen Kirner KP-Gruppe anschloss. Es
dauerte jedoch nur zwei Jahre, bis ich endgültig sicher war, dass
die Kommunisten den von mir erhofften deutschen Weg zum
Sozialismus nicht gehen würden. Deshalb trat ich aus der KPD aus
und kandidierte mit "Freien Listen", die unter meiner
Leitung 12 von 15 Sitzen gewannen.
Nachdem
sich in der Folgezeit alle demokratischen Parteien um meine
Mitgliedschaft bemüht hatten, entschied ich mich nach reiflicher
Prüfung für die SPD, die seit dem 1. 9. 1949 meine politische
Heimat ist. Ein Entschluss, der sich ohne Abstriche als gut und
richtig erwiesen hat."
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