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Der gute Mensch von Kirn

Horst Heimann


Am 18.11.1977 erschütterte die Nachricht vom plötzlichen Tod Wilhelm Dröschers, erst 57 Jahre alt, die Delegierten des Bundesparteitags der SPD in Hamburg.

Seit 1982 zeichnet die SPD auf ihren Parteitagen alle zwei Jahre vorbildliche bürgernahe Arbeit von Ortsvereinen oder Projekten mit dem "Wilhelm-Dröscher-Preis" aus. Die Bewerber um den mit 30.000 DM dotierten Preis müssen ihre Arbeit auf den Parteitagen der Öffentlichkeit in der Ausstellung "Lebendiger Ortsverein" vorstellen. Warum glaubt die SPD, dass gerade die Erinnerung an Wilhelm Dröscher ihre Mitglieder ermutigen und motivieren kann, "sozialdemokratische Politik im Alltag zu vertreten? Erst durch konkrete Taten und gelebte Beispiele werden unsere Programme den Menschen näher gebracht. In persönlichen Gesprächen und mit kontinuierlicher Arbeit in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde können wir das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger für unsere Politik gewinnen." (Zur Begründung für die Ausschreibung des Wilhelm-Dröscher-Preises).

Als aktiver Politiker prägte er in zahlreichen Gremien das Profil sozialdemokratischer Politik: MdL in Rheinland-Pfalz und Landesvorsitzender, MdB, Mitglied in PV und Präsidium der SPD, Präsident des Bundes der soziald./sozialistischen Parteien der EG, Schatzmeister der SPD, Mitherausgeber des "vorwärts". Gerade weil er in einer großen Volkspartei unterschiedliche politische Ideen und Auffassungen als fruchtbar anerkannte, verstand er sich als "Scharnier zwischen den Flügeln", um trotz Meinungsvielfalt gemeinsames und erfolgreiches Handeln zu gewährleisten.

Doch der Hauptgrund für Dröschers "parteiübergreifende" Popularität, für seine motivierende Vorbild- Funktion, liegt nicht in seinen zahlreichen Funktionen "auf höchster Ebene". Populär wurde er als Kommunalpolitiker in seiner rheinland-pfälzischen Heimat Kirn, nicht durch populistische Sprüche, sondern durch seine bürgernahe konkrete Arbeit vor Ort. Durch seine basisnahe und hilfsbereite "Vertrauensarbeit", auch als MdL und als MdB (Bürgerbüro), löste er die an sich selbst gestellte Forderung glaubwürdig ein: "Wer den Anspruch erhebt, mitreden zu wollen, muss zum Mitverdienen bereit sein." Er wurde dadurch nicht nur für viele zum ermutigenden Vorbild, er machte auch seinen unbekannten Heimatort Kirn überregional bekannt: Die Bürger verliehen Wilhelm Dröscher respektvoll den Ehrennamen "Der gute Mensch von Kirn".

(Vorwärts 11/2002)

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