Vor einem Vierteljahrhundert starb Wilhelm Dröscher in
Hamburg - Erinnerung an den "guten Menschen von Kirn"
ist lebendig
Am 18. November jährt sich zum 25. Mal der Todestag von
Wilhelm Dröscher. Zur Gedenkfeier haben sich
Verteidigungsminister a.D. Rudolf Scharping und Ministerpräsident
Kurt Beck angesagt.
KIRN. Als Wilhelm Dröscher im Alter von nur 57 Jahren plötzlich
und unerwartet auf dem Hamburger Bundesparteitag starb, war er
Schatzmeister der SPD, Präsident der Sozialdemokratischen
Parteien in Europa und Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz.
Vorher war er 14 Jahre Bundestagsabgeordneter und Mitglied des
Europäischen Parlaments gewesen. Wichtige Funktionen - und
dennoch blieb er noch mehr in der Erinnerung der Menschen lebendig
auf Grund einer anderen Tätigkeit: seiner Wahlkreisarbeit für
die Menschen seiner Heimat an der Nahe.
Dieser Einsatz vor Ort brachte Wilhelm Dröscher den Beinamen
"Der gute Mensch von Kirn" ein - von Kollegen einst spöttisch
erfunden, von den Menschen der Region und darüber hinaus aber
bald als zutreffend empfunden und mit Zuneigung und Respekt
genannt, erinnert sich Schwiegersohn Paul Leo Giani.
Genau ein Vierteljahrhundert nach dem Tod des populären
Politikers wollen Familie, Freunde und Wegbegleiter an Wilhelm Dröscher
erinnern. Am kommenden Sonntag, 17. November, tagt in der
Altentagesstätte die Wilhelm-Dröscher-Stiftung, die dessen
Lebenswerk fortsetzen möchte. Um 16 Uhr ist ein gemeinsamer Gang
vom Wilhelm-Dröscher-Haus hinauf zum Friedhof geplant, wo am Grab
Dröschers eine kurze Gedenkfeier stattfinden soll. Prominentester
Wegbegleiter ist Verteidigungsminister a.D. Rudolf Scharping, der
sein Kommen fest zugesagt hat. Daneben werden zahlreiche regionale
und überregionale SPD-Funktionäre erwartet.
Selbstverständlich sei an diesem Nachmittag auch die Bevölkerung
eingeladen, am 25. Jahrgedächtnis für seinen Vater teilzunehmen,
sagt MdL Peter Wilhelm Dröscher. Rudolf Scharping, der einst im
Wahlkampf in Dröschers Haus "Im Hohen Rech" ein- und
ausging, reist am selben Abend weiter nach Birkenfeld. Dort
bereiten Jusos und der SPD-Ortsverein eine Gedenkveranstaltung
vor, die im Oldenburger Hof um 19 Uhr beginnen soll. Einen Tag
darauf, also am eigentlichen Todestag, möchte der rheinland-pfälzische
Ministerpräsident Kurt Beck des "guten Menschen von
Kirn" gedenken. Kurz nach dem Tod Dröschers wurde am 25.
November 1977 die Wilhelm-Dröscher-Siftung gegründet. Erste
Vorsitzende war Lydia Dröscher, die Ehefrau. Sie hatte dieses Amt
zehn Jahre lang inne. Seit 1987 ist Paul Leo Giani ihr Nachfolger,
Rudolf Scharping und Adolf Schwenk sind seine Stellvertreter.
"Die Stiftung fördert vor allem Personen und
Institutionen, die praktischer Hilfe und Solidarität bedürfen",
schildert Sohn Peter Wilhelm Dröscher den Zweck. Gemeint seien
vor allem Menschen, die sich in einer akuten Notlage befinden,
ebenso wie Bürger und Gruppen, die einen Beitrag zu einer
freiheitlichen und solidarischen Gesellschaft leisten. Heute fördert
die Stiftung vor allem die Jugendarbeit, Menschen in
Notsituationen und die Schuldnerberatung. Alle zwei Jahre wird von
der Bundespartei der Wilhelm-Dröscher-Preis für lebendige
Basisarbeit ausgelobt und verliehen. (sch)
aus: Rhein-Zeitung, 09.11.2002
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