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Wilhelm-Dröscher-Stiftung machte eine Familienzusammenführung
auf Zeit möglich - Von Kasachstan nach Weißrussland
KIRN. Von Brest nach Kirn: Eine Familienzusammenführung,
wenn auch nur auf Zeit, wurde jetzt durch die Wilhelm-Dröscher-Stiftung
und den Kirner Landtagsabgeordneten Peter Wilhelm Dröscher (SPD)
möglich. Zwei Monate lang durften Olga und Wasily Fedorowitsch
zusammen mit ihren Kindern Maksim und Tatjana per Touristenvisum
an die Nahe reisen. Das ist nicht ungewöhnlich, wäre da nicht
die Tatsache, dass die Familie als Aussiedler vor knapp zehn
Jahren bereits einmal als Deutsche anerkannt war.
Die Wiedersehensfreude war getrübt, in wenigen Tagen müssen
die Fedorowitschs nach Weißrussland zurückkehren - und werden
Olga Mutter Lilly Eberle, die in Kirn am Meckenbacher Weg heimisch
geworden ist, wohl längere Zeit nicht mehr sehen können. Doch
das tat der guten Laune bei der Kaffeetafel auf Peter Wilhelm Dröschers
Terrasse keinen Abbruch. Doch einmal der Reihe nach:
1993 kam die deutschstämmige Familie nach Deutschland, genauer
gesagt in die Hansestadt Stralsund, wo auch die fast zehnjährige
Tochter bzw. Enkeltochter Tatjana zur Welt kam. Doch der
Aufenthalt an der Ostsee währte nicht lange. Bereits ein Jahr später
kehrte die Familie nach Kasachstan zurück, um sich um den
inzwischen pflegebedürftigen Vater von Wasily Fedorowitsch zu kümmern
- und beging einen aus heutiger Sicht gravierenden Fehler.
"Aus Unkenntnis wurde versäumt, den Behörden mitzuteilen,
dass die Rückkehr nach Kasachstan nur zeitlich begrenzt
ist", erklärt Peter Wilhelm Dröscher, der schon seit seiner
ersten Wahl in den Landtag Kontakte zur Familie hat. Folge: Die
Fedorowitschs verloren damit ihre Stellung als Deutsche und die
deutsche Staatsangehörigkeit, wie es bürokratisch heißt.
"Zu Recht", wie Dröscher angesichts der aktuellen
Gesetzeslage einräumt. Olgas Mutter Lilly Eberle war die Einreise
nach Deutschland und später nach Kirn möglich - nämlich als
Angehörige eines anerkannten Aussiedlers. Doch Tochter,
Schwiegersohn und Enkelkinder mussten in Kasachstan bleiben. Schon
1997 bemühte sich Peter Wilhelm Dröscher um eine erneute Einbürgerung
der Fedorowitschs, was das Bundesverwaltungsamt bis dato ablehnt.
Für eine Ermessensentscheidung bestehe kein öffentliches
Interesse: "Allein die verwandschaftlichen Kontakte zu Ihren
hier im Bundesgebiet wohnhaften Familienangehörigen sowie der
kurzzeitige Aufenthalt in Deutschland reichen in der Zusammenschau
nicht aus, die in mehrfacher Hinsicht erforderliche Bindung an
Deutschland nachzuweisen."
Kleiner Lichtblick für die Fedorowitschs: Im vergangenen Jahr
klappte es wenigstens mit der Einbürgerung der jungen Familie in
Weißrundland. Und eine gut 20-stündige Busfahrt von Brest an die
Nahe zu Besuchszwecken ist eher machbar. Nach dem zweimonatigen
Aufenthalt in Kirn kann der gelernte Maurermeister Wasily
Fedorowitsch übrigens seinen neuen Job behalten, er repariert in
Brest Schuhe. Und von Kirn bleiben erst einmal schöne
Erinnerungen an unbeschwerte Stunden am Bostalsee und im Kirner
Freibad. (sch)
aus: Rhein-Zeitung, 08.08.2003
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